BID übergibt Stadt Köln weitere 1400 Unterschriften für die Erhaltung des Deutzer Kulturerbes
Planungen bleiben spannend
Am Dienstag, den 14. Dezember übergab Thomas-Georg Tremblau, Sprecher der BID, der Stadt Köln eine Mappe mit weiteren 1.407 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für den Erhalt und für die Erfahrbarmachung der archäologischen Funde von Deutz einsetzen. Bereits Anfang Oktober konnten der Stadt 1.111 Unterschriften übergeben werden.
In Vertretung für den Oberbürgermeister empfing Bernd Streitberger, Dezernent für Stadtentwicklung und Statistik, im Deutzer Stadthaus eine zwölfköpfige Delegation von Vertretern der BID, Fortis Colonia, Bürgervereinigung Deutz, der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Alt St. Heribert sowie Reportern von Kölner Stadtanzeiger, Kölner Rundschau und von der Internetzeitung Report-K. Mit so viel Besuch hatte er nicht gerechnet.
Streitberger nutzte die Gelegenheit, die erst kürzlich erstellte Konzeption für eine Integration Archäologischer Funde in die Planung Rheinboulevard des Berliner Architekturbüros Planorama vorzustellen. Diese Pläne, die nun die archäologischen Funde berücksichtigen, wird einer größeren Öffentlichkeit anlässlich einer weiteren Informationsveranstaltung der BID am 13. Januar 2011 im BürgerZentrum in Deutz vorgestellt und anschließend vom Stadtrat verabschiedet. Die BID, welche die Pläne tags zuvor erhalten hatte, begrüßte die Änderung und den Erhalt der Pläne und nimmt die Einladung, Änderungsvorschläge zu präsentieren, gerne an. Die Mehrkosten für das mit 14 Mio. geplante Vorhaben „Rheinboulevard“ sind weder ermittelt noch gedeckt. Hier müsse man schauen, ob das Land zusätzliche Mittel bereit stellt, so Streitberger.
- Die BID begrüßt ausdrücklich, dass die Hochwasserschutzmauer den mittelalterlichen Wehrturm nicht – wie zunächst vorgesehen – zerschneidet, sondern diesen östlich umrundet.
- Positiv ist auch, dass der neue Plan die in Arkaden gegliederte Mauer des Bahndamms des alten Bergisch-Märkischen Bahnhofs in die Uferpromende integriert.
- Auf der Rasenfläche östlich der Promenade soll der Unterbau der Lokdrehscheibe der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn bleiben und der Innenbereich des Drehscheiben- Sockels begehbar werden.
- Ebenfalls begrüßenswert ist, dass auf dem Rasen die Umrisse der alten St.-Urban- Kirche sichtbar gemacht werden, wobei die BID Natursteinplatten den geplanten Betonbändern vorziehen würde. Die Innendimension der Kirche wird dann durch einen um eine Stufe tiefer angelegten Rasen verdeutlicht.
- Desweiteren freut sich die BID, dass der Verlauf der römischen Kastellmauern erfahrbar gemacht werden soll. Allerdings würde die BID auch hier eine zumindest teilweise Rekonstruktion bevorzugen. In jedem Fall sollte aber von einer Kennzeichnung durch Betonbänder abgesehen werden. Natursteinplatten würden hier dem historischen Wert sicher eher entsprechen.
- Für das Reiterdenkmal liegen verschiedene Entwürfe hinsichtlich der Sockelgestaltung und der Höhe des Sockels vor. Die Gefahr ist, dass mit der Neuplanung der Kürassier in unerreichbare Höhen rückt. Dies ist jedoch nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit der BID.
Der vorgelegte Plan, so Jan Horstmann von der BID, selbst Architekt, der erstmals gestalterisch und sensibel auf die Bodendenkmäler eingeht, hat gleichzeitig erheblichen Nachbesserungsbedarf in folgender Hinsicht:
- Unglücklich erweist sich eine ca. 2 m hohe, zur Treppenanlage parallel verlaufende Mauer, die diese vom alleegleich gestalteten Boulevard trennt. Der Grund liegt höchstwahrscheinlich in der Berücksichtigung des Höhenunterschiedes von ca. 70 cm zwischen Treppenanlage und Boulevard. Dieser Befund mag der recht schnellen Änderung des Plans geschuldet sein. Die BID sieht hier Nachbesserungsbedarf hinsichtlich der Höhe, bzw. der Notwendigkeit dieser Mauer, die die Fläche als horizontales, massiges Segment zerschneidet. Hier signalisierte auch Streitberger Erklärungsbedarf.
- Sorgenkind Nr. 1 der BID ist der Umgang mit dem zur preußischen Zeit ummauerten Nord-West-Eckturm des römischen Kastells, des sogenannten Schinkenkessels. Dieser ist in die zum Rhein hinunterfließende Treppenanlage derart luftdicht als knapp halbrundes Gebilde eingebaut, das er als eigenständiger, gar als historischer Baukörper nicht erkennbar ist. Der Hauptbestand des Turms ist lediglich durch einen abgesetzten Boulevardbelag erkennbar. Die BID wünscht sich hier eine Lösung, bei der durch Rekonstruktion die Ecke des Kastells als eigenständiges, historisches Bauwerk innerhalb des Rheinboulevards erkennbar wird.
- Sorgenkind Nr. 2 ist der mächtige Wehrturm der Grafen von Berg, mit etwa 4 m hohem, aufstrebendem Mauerwerk, dessen Fundamente bei den Grabungen noch nicht erreicht worden sind. Dieser soll um 30-50 cm gestutzt und durch einen Kasten mit Sichtschlitz überbaut werden. Die BID plädiert für den Erhalt, die Freilegung und Aufmauerung der vorgefunden Bausubstanz. Dies erfordert die Umplanung der Lförmigen Treppe derart, dass Sie den Turm nicht schneidet. Hier deutete Streitberger auf Probleme mit der Eigentümergemeinschaft im ehemaligen Lufthansahaus hin. Allerdings kann es doch nicht sein, dass eine nicht optimal geplante Treppenanlage Grund dafür ist, dass ein bestehender mittelalterlicher Baukörper in seiner Höhe massiv gekürzt und einbetoniert wird.
- Problematisch ist auch der tote Raum zwischen Lufthansa-Hochhaus, L-förmiger Treppe und archäologischer Zone, der zur Verrichtung anderer, hier nicht gewünschter Geschäfte förmlich einlädt.
- Wünschenswert ist ebenfalls, dass die Grünfläche im Norden bündig mit der Nordmauer des Klosters St. Heribert schließt. Auf dieser Rasenfläche, bisher als Parkplatz genutzt, kann der Verlauf der Nordmauer des Römerkastells erfahrbar gemacht werden und knüpft an einen Vorschlag von Dr. Trier an.
Für Normalbürger ist es Neuland, dass Bodendenkmäler lediglich vor neuen baulichen Eingriffen gesichtet werden. Deswegen besteht weder eine gestalterische Planung noch eine Finanzierung der Konsequenzen, die aus den für 2011 geplanten Ausgrabungen eines Areals von weiteren ca. 3.200 m² im Bereich des Lufthansahochhauses entstehen.
Wie eingangs berichtet, wird das Konzept am 13. Januar 2011 der Öffentlichkeit in einer weiteren Informationsveranstaltung der BID vorgestellt. Denn das Engagement der BID und aller Bürgerinnen und Bürger, sowie der Presse ist auch weiterhin vonnöten.