Große Einigkeit bei Bürgerschaft, Parteien, Kirchen und Vereinen

Große Einigkeit bei Bürgerschaft, Parteien, Kirchen und Vereinen

Die historische Bedeutung der archäologischen Schätze von Deutz ist enorm - für Deutz und Köln

18.01.2011

Die Initiative Bürger für die Erhaltung des kulturellen Erbes in Deutz (BID) lud Bürger und Vertreter aus Politik und Kultur am Donnerstagabend zu ihrer 2. Podiumsdiskussion mit dem Thema: „Historischer Park Deutz – vielfältige Chance und historische Verpflichtung!“ ins Jugend- & BürgerZentrum Deutz ein.

Trotz Hochwassers und Dauerregen konnte Thomas-Georg Tremblau, Sprecher der „BID“, über 120 Teilnehmer begrüßen, was im Vergleich zu der ersten Podiumsdiskussion vom 29.11.2010 ein deutlich wachsendes Interesse der Bevölkerung an diesem Thema zeigt. Besonders auffallend war hierbei auch die verstärkte Teilnahme der politischen Parteien. Professor Dr. Klaus Militzer, Historiker an der Universität Bochum und Mitarbeiter i.R. des Kölner Stadtarchives erläuterte in seinem Referat die große historische Bedeutung und den geschichtlichen Wert der Ausgrabungen von Deutz. Anschließend sprach Frau Jutta A.H. Geurten, als stellvertretende Leiterin des Gemeindevorstandes der Griechisch-Orthodoxen-Kirchengemeinde in Alt St. Heribert, über die historische Bedeutung der archäologischen Funde für die Griechisch-Orthodoxe-Kirche.

„Das römische Kastell Divitia war der Nucleus der Entwicklung des rechtsrheinischen Köln“ Zitat : Dr. Marcus Trier, kom. Leiter des Römisch-Germanischen Museums in Köln, anlässlich der Podiumsdiskussion der „BID“ am 13.01.2011 (Nucleus : lat. für Zellkern, Zellkörper, Keimzelle)

Dr. Marcus Trier, Leiter der Kölner Bodendenkmalpflege, stellte im Folgenden die aktuellen Zwischenergebnisse der bisherigen Ausgrabungen am Deutzer Rheinufer noch einmal vor: Auf dem Areal des ehemaligen Römerkastells des frühen 4. Jahrhunderts befinden sich 1700 Jahre Deutzer Geschichte. Es ist Keimzelle des rechtsrheinischen Köln und dieses Stadtteils und seiner Identität: Hier liegen die Grundmauern der ältesten Deutzer Pfarrkirche Alt St. Urban (9 Jh.), der mittelalterliche Wehrturm der Grafen von Berg (?), die alten Gewölbekeller der im 11. Jahrhundert, durch den als Heiligen verehrten Kölner Erzbischof Heribert, gegründeten gleichnamigen Abtei, Wirkungsstätte des großen mittelalterlichen Theologen und Mystikers Rupert von Deutz, die Preußische Garnison und der Kopfbahnhof der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn. Die Archäologen, so Dr. Trier, waren überrascht über den Umfang der Funde aus den verschiedenen Epochen und deren unerwartet guten Erhaltungszustand. Im Frühjahr 2011 werden die Grabungen auf ein Areal von 4000 m² ausgedehnt.

Für den weitgehenden Erhalt und für die Sichtbarmachung dieser urbanen Keimzelle von Deutz setzt sich die BID ein. Auch mit einer Unterschriftenaktion zum Erhalt dieser archäologischen Schätze hat die BID die bürgerliche Sensibilität für den Erhalt der Ausgrabungen geweckt. Insgesamt 2.517 Unterschriften konnten dem Oberbürgermeister bereits im Oktober und Dezember 2010 übergeben werden. Dem Engagement der BID ist mit zu verdanken, dass die neue Hochwasserschutzwand nicht durch den mittelalterlichen Wehrturm verläuft, sondern diesen ausspart. Auch konnte im Oktober 2010 die Zusage der Stadt erreicht werden, die geplante Breite dieser Schutzwand im Grabungsfeld von ursprünglich 3,50 auf 1,80 Meter zu halbieren. Leider konnte diese Zusage nicht eingehalten werden. Die tatsächlich durch das Grabungsfeld gezogene Schneise zum Bau der Fundamente für die Hochwasserschutzmauer hat nun eine Breite von 3 bis teilweise 4,50 Meter. Innerhalb dieser Linie wurden erhebliche Teile der archäologischen Funde zwar ergraben und dokumentiert, aber letztlich für immer vernichtet.

Nach den Ausführungen von Herrn Professor Militzer, Frau Geurten und Herrn Dr. Trier zu der großen historischen Bedeutung der archäologischen Funde für Deutz und Köln, bestand mehrheitlich Einigkeit über die Notwendigkeit einer ihrem Wert entsprechenden Darstellung der Funde und der Fläche innerhalb des ehemaligen römischen Kastells Divitia, was auch durch zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum deutlich wurde.

Schon bei unserer ersten Podiumsdiskussion am 29.11.2010 herrschte Einigkeit, bei Podiumsteilnehmern und den Bürgern gleichermaßen, in Deutz einen historischen und archäologischen Park zu errichten.

„Der Verlauf der Kastellmauern soll erfahrbar werden.“
Zitat: Dr. Marcus Trier, kom. Leiter des Römisch-Germanischen Museums in Köln, anlässlich der 1. Podiumsdiskussion der „BID“ am 29.11.2010

Im Vorfeld zu unserer Veranstaltung vom 13.01.2011 hörte sich das dann doch leider etwas anders an:
„Es gibt für Deutz keine archäologische Zone, kein Nachbauen historischer Begebenheiten… „ Zitat : Dr. Joachim Bauer, Leiter des Amtes für Landschaftspflege der Stadt Köln, Quelle : Welt-Kompakt vom 10.01.2011

Nach den Ausführungen von Dr. Trier stellte Dr. Joachim Bauer vom Grünflächenamt der Stadt Köln und Bauherr des geplanten Rheinboulevards, die aktuellen Änderungspläne des Architektenbüros Planorama vor, die eine Integration der archäologischen Funde vorsehen. Nach Aussage von Herrn Dr. Bauer sind diese Änderungspläne vorläufig und dienen als Diskussionsgrundlage. Leider ist man aber auch bei diesen neuen Planungen des Boulevards und der Freitreppe nicht bereit, den historischen Gegebenheiten in angemessener Weise Rechnung zu tragen. So soll nach diesen Plänen von den archäologischen Schätzen von Deutz nichts wirklich sichtbar und erlebbar gemacht werden. Der mächtige mittelalterliche Wehrturm soll in den Rheinboulevard eingemauert werden und lediglich durch einen Sehschlitz, einem sogenannten „Archäoskop“, erkennbar gemacht werden. Die Mauern des römischen Kastells und die Lage der ersten Pfarrkirche von Deutz, Alt St. Urban, werden dann durch 60 cm breite Betonstreifen in der Oberfläche kenntlich gemacht. Und der nordwestliche Eckturm des Kastells erscheint weiterhin als Aussichtsloge in der geplanten Freitreppe, ohne als Teil des eindrucksvollen römischen Kastells erkennbar zu werden. Lediglich der Unterbau der Drehscheibe des Bergisch-Märkischen-Bahnhofs aus dem 19. Jahrhundert, 3 Bögen der Bahndammbefestigung und das Reiterstandbild sollen restauriert und sichtbar in Rheinboulevard und Freitreppe integriert werden. Kann man hier wirklich von einer ihrem historischen Wert und ihrer geschichtlichen Bedeutung entsprechenden Darstellung der „Keimzelle von Deutz“ sprechen?

Die „BID“ sagt NEIN und steht damit nicht alleine. Hier muss neu geplant werden. Und bei diesen Neuplanungen müssen der geplante Rheinboulevard und der Historische Park Deutz gleichwertig behandelt werden. Die historischen Schätze von Deutz dürfen den Plänen für einen Rheinboulevard nicht mehr untergeordnet werden!

Zu der immer wiederkehrenden Feststellung von Herrn Dr. Marcus Trier, man wolle in Deutz „…keinen Wiederaufbau der archäologischen Funde nach der Art Disneyland, Xanten oder Phantasialand“ kann man nur fragen, ob er den Wiederaufbau der Historischen Altstadt und der Romanischen Kirchen in Köln nach dem 2. Weltkrieg, wie auch die Restaurierung und Aufmauerung römischer und mittelalterlichen Mauern im linksrheinischen Köln auch in die Schublade „Disneyland“ stecken will? Denn das wäre unseres Erachtens mit der derzeitigen Situation in Deutz und den Forderungen der BID gleichzusetzen.

Quelle : © Bürger für die Erhaltung des kulturellen Erbes in Deutz c/o Thomas-Georg Tremblau

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